Das Forum ist eine bürgerschaftliche
Institution, die sich vorrangig mit der Frage der Zukunftsfähigkeit unseres
Landes und unserer Gesellschaft befasst. Dies führt uns immer wieder zum Blick
auf jene Schlüsselressource der Zukunftsfähigkeit zurück, die wir in der
Bildung vor uns haben. Zuletzt hat sich das Forum 2009 mit dem Thema Bildung
befasst. Aber: Wir müssen heute feststellen, dass von „Problem erledigt!“ nicht
die Rede sein kann – im Gegenteil! Es ist in den letzten Jahren der
Forumsarbeit deutlich geworden, dass die Umbrüche in Wirtschaft, Gesellschaft,
Information/Medien und Politik sich beschleunigt haben. Veränderungslinien
überlagern sich und unser Eindruck ist, dass Bildungssystem und Bildungspolitik
der Entwicklung eher hinterherrennen. Die Abstände werden größer.
Einige Stichworte:
Der Bildungs- und Erziehungseinfluss der
Familie nimmt offenbar weiter ab. Die Berufs- und Karriereorientierung der
Eltern führt zu einem steigenden Anspruch
auf externe Betreuung der Kinder und
erhöht deren Einfluss. Auch ist der
früh einsetzende Einfluss der Informationstechnologien in seiner prägenden Kraft stärker geworden. Der
familiäre Wandel geht gleichzeitig mit einem
Abnehmen der religiösen Bindungen einher, auf deren wertbildende Kraft wir traditionell vertraut haben.
Der
offenbar beschleunigte Umbruch in unserer global verflochtenen Wirtschaft verschiebt die Art, wie wir
arbeiten werden. Dies allein schon durch Digitalisierung
und Automatisierung. Der Einfluss der künstlichen Intelligenz wird
voraussichtlich die Halbwertszeit unserer Tätigkeiten und Qualifikationen weiter ändern. Die
Frage ist noch offen, was wir hier zu erwarten
haben. Sicher scheint für die Bildung, dass die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens noch stärker
wird.
Die zeitweise kaum gesteuerte Zuwanderung hat unserer Gesellschaft, vor allem dem Bildungssystem, eine gewaltige Aufgabe sprachlicher, kultureller, beruflicher und politischer Qualifikation auferlegt. Für diese Aufgabe ist es jedoch offenbar mangelhaft vorbereitet. Bruchstellen werden längst sichtbar („Anglisierung“/“Amerikanisierung“, Aufstieg privater Anbieter). Diese überlagern sich mit dem – schon bisher nur eingeschränkt realisierten - Versprechen der Garantie gleicher Bildungschancen für alle. Auch die Förderung besonderer individueller Begabungen droht stärker unter die Räder zu kommen.
Die
wirtschaftliche Entwicklung muss auch im Bildungsbereich stets ernst
genommen werden, wenn die nachwachsende Generation Zukunftschancen haben soll. Dennoch schafft eine Fixierung der Bildungsstrategie
auf den zu erwartenden wirtschaftlichen Nutzen (i.S.
von Fertigkeiten) eine hohe Einseitigkeit der Prägung. Es besteht die
Gefahr, dass der menschlichen Entwicklung der nachwachsenden Generation zu wenig Raum gegeben wird.
Deutlich wird heute, dass es nicht klar ist, wie die künftig notwendige Bildungsstrategie unseres Landes eigentlich aussehen soll, die dessen Zukunftsfähigkeit sichert. Was macht die Qualität eines künftigen Bildungssystems aus, das neben den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzenerwägungen auch der menschlichen Entwicklung noch genügend Raum gibt?